Von Schietbüdeln und anderen Unwägbarkeiten

Zwei Dinge haben Kinder- und Hunde”besitzerInnen” gemeinsam: sie können endlos über ihre Hunde reden und über deren Ausscheidungen.

KinderbesitzerInnen haben aber den unumstößlichen Vorteil, dass sie den Hinterlassenschaften ihrer Kinder selten hinterher laufen müssen. Sie verbleiben oft an Ort und Stelle, was auch nicht toll ist, aber die hormonelle Ausschüttung bei Elternschaft macht es handhabbar.

Wir als Hundemenschen müssen dagegen mehr Einsatz zeigen.

Dafür haben vor allem die Gemeinden uns Tüten gegeben. Manchmal. Manche sogar auch wieder weggenommen, wie in dieser Winter-Hunde-Freilaufsaison am Falckensteiner Strand… Wie blöd ist das denn, sach ma! Und sich dann aufregen, dass es zu Liegenbleibern kommt…

Auf den Tüten ist manchmal Werbung, oft sinnvollerweise vom Futterhaus, Aber wir kaufen dort nicht, deshalb kann ich sie nicht nach dem Verursacherprinzip drankriegen.

Drei Tütenqualitäten

Drei Tütenqualitäten, die rote Brüggetüte ist leider gerade aus…

Manche sind orange, wieder andere schlicht schwarz und in Brügge sind sie gelegentlich signalrot.

Zum sinnvollen Gebrauch eines Schietbüdels gehört auch ein Mülleimer, der die Fracht aufnimmt. In Bordesholm bilden Beutelautomat und Mülleimer mit Deckel eine Einheit. Wenn man will, kann man sich also mit dem Hund direkt danebenstellen, eine Tüte ziehen und warten. Sehr praktisch, aber eben nur in der Theorie.

Tütendealerstation in Bordesholm

Tütendealerstation in Bordesholm

Die nächsten öffentlichen Mülleimer befinden an den Schulbus-Bushaltestellen und an den Rändern von Spielplätzen. Dort halten sich vorwiegend Kinder auf, die auf seltsame Ideen kommen, wenn ihnen mal langweilig ist…und wir sind dann wieder Schuld.

Von den Mülleimern gibt es nicht so viele und oft muss man eine Weile gehen, bis man einen findet. Wie ich das inzwischen meisterlich beherrsche, schrieb ich an anderer Stelle.

Mit den Leinen in der einen und den Tüten in der anderen Hand wandern wir in schöner Schnur durch unser kleines Dorf und es kommt mir so normal vor, dass ich es kaum noch wahrnehme. Bis ich neulich mit einer der roten, inzwischen prall gefüllten Brüggetüte in der Hand fröhlich einem entfernten Nachbarn grüßend  zugewunken habe.

Kennt Ihr diesen Moment, in dem Ihr etwas automatisch tut und ein zu kleiner, aber dennoch sehr wacher Teil Eures Bewusstseins entsetzt aufspringt, schreit und an die Schädeldecke klopft? Das war so ein Moment.

Ich habe das voll durchgezogen in der Hoffnung, dass mein hundeloses Gegenüber gar nicht erst merkt, was gerade Seltsames geschieht.

Mit der signalroten Brüggetüte kann man solche Fauxpas begehen, ohne noch Schlimmeres dabei anzustellen, denn die Blickdichtigkeit und generelle Qualität ist durchaus gegeben.

Anders die Tüten, die ich neulich als Rolle bei einem  Discounter kaufte. So etwas habe ich noch nie erlebt. Es ist zwar superpraktisch, dass man nur eine kleine Rolle in der Tasche hat und die Tüte dann einzeln abreißen kann, aber sie sind soooo dünn! Gefühlsecht! Und nicht blickdicht.

Gefühlsechte Tüte

Gefühlsechte Tüte

Bei aller Liebe, aber das geht wirklich zu weit. Sonst habe ich kein Problem damit, eine Tüte schon einmal noch ein paar Meter geöffnet in der Hand zu belassen, um den nächsten Haufen auch gleich mit aufzusammeln, aber mit diesen Rolltüten schaffe ich das nicht. Da nützt es auch nichts, dass draußen der fiese Ostwind einem das nackte Fleisch von der Hand schält und ich nur durch den körperwarmen Handschmeichler überleben kann.

Ich fühle in diesen Tüten sehr genau, was drin ist, jeden Millimeter, jeden Pressring, jede…ach, lassen wir das. Geruchsneutral sind die Tüten nie, aber die dicken Tüten haben eben nur eine Öffnung, während die dünnen das Aroma gefühlt durch die gesamte Oberfläche diffundieren.

Diese Tüten nutze ich also nur noch im Notfall und am liebsten auch nur bei den kleinen Hunden. Galgo Phönix hingegen,…nee, lassen wir das auch.

Neben der Qualität der Tüten ist ein weiteres Unbill in dieser Jahreszeit auch die früh einsetzende und lange anhaltende Dunkelheit. Zusammengenommen mit dem gefallenen Laub ergibt es einen tausendfachen Tarnumhang für Hundehinterlassenschaften.

Ein einfacher Fall- es ist noch hell

Ein einfacher Fall- es ist noch hell

Farblich kaum auseinander zu halten, ist man auch oder gerade mit dem konturlos grellen LED-Licht der Stirnlampe aufgeschmissen. Es sieht wirklich alles absolut gleich aus!

Manchmal lege ich dann meinen Kopf fast auf den Boden, um schräg wenigstens aufsteigende Dampfwolken ausfindig zu machen. Klappt aber nicht immer. Und nein, ich habe dabei noch nie den Kopf IN den Haufen gelegt. Meine Nase ist im Vergleich zur Hundenase nicht toll, aber dafür reicht’s noch.

Trotzdem stehe ich immer mal wieder morgens um 5 Uhr in der Dunkelheit, um mich herum Hunde, die ungeduldig feststellen, dass mein Unvermögen zwischen Ihnen und ihrem Frühstück steht. Mir tränen dann die müden Augen vor lauter Anstrengung! Das macht die Sicht übrigens auch nicht besser und ich versage dann auch schon einmal. Das ist gar nicht schön, kommt aber vor. Was soll ich denn auch noch machen?

Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen. Nutzt gerne die Kommentarfunktion:-)

P.S.: Auch ich weiß, dass ein einfaches Liegenlassen das Problem der Hinterlassenschaften binnen  14 Tagen auflöst. Eine Plastiktüte braucht für diesen Prozess der Selbstauflösung ca. 400 Jahre. Ich gehe auch nicht überall hinterher und nicht in jeden Busch. Halte ich es für vertretbar, entscheide ich mich für einen Sidekick und die 14 Tage. Wir brauchen jedoch ein bisschen Weg, bis die Hunde ein Stückchen Land gefunden haben, das ihrer würdig ist…

1 Antwort

  1. Jens Krystek sagt:

    Liebe Maike. Ick dreh durch. Seit 5 Tagen ahne ich, dass ich deinen Text leben werde. Noch kackt Balou in kleinen Mengen. Ich werde schauen, wem ich eines Tages mit einem Kackbeutel mit großem Haufen zuwinken werde. ?

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