Ich habe eben ein sehr besonderes Buch gelesen und möchte es Euch ans Herz legen. Es heißt „Abenteuer Vertrauen“ und ist das neue Buch von Maike Maja Nowak.
Es ist eine wunderbare Mischung aus Autobiographie, Sachbuch und Erzählungen. Maike Maja Nowak erzählt in der Grundgeschichte von ihrem Leithund Raida. Sie berichtet davon, wie sie sich im Tierheim kennen lernten, was das mit ihr und den bereits vorhandenen Hunden machte und wie sie sich alle zusammen Tag für Tag, Ereignis um Ereignis, kennen lernten, sich miteinander vertraut machten und vor allem darum, wie sie sich veränderte, damit der urwüchsige Hund Raida bleiben konnte, wie er ist und wie sie selbst dadurch zu sich fand.
Es geht dabei NICHT um Techniken und Dressur, es ist kein Hunde-Ratgeberbuch, das man wie ein Kochbuch verwendet, sondern es geht um Anfühlen, Entdecken und Begreifen, wie es in den drei Kapitelüberschriften heißt.
Dieses Buch geht tief.
Ganz nebenbei werden wir auch Zeugen von einschneidenden Kindererlebnissen, erfahren etwas aus ihrer Zeit in Lipowka und lernen auch die Liedermacherin kennen, die sie war, bevor sie sich den Hunden widmete.
Neben der Erzählung zu Raida und anderen Inhalten, lernen wir die Ergebnisse der Studie an Haushunden kennen, die Maike Maja Nowak mit ihren VDU-WegbereiterInnen im letzten Jahr durchgeführt hat, um die Ressourcen der Hunde zu erforschen.
Das wird in diesem Buch nachvollziehbar beschrieben und auf der begleitenden Webseite www.vdu-wegbereiter.de in kommentierten Videos gezeigt- also ein interaktives Buch.
Die Nachvollziehbarkeit wird auch durch den direkten Vergleich mit der Menschenwelt hergestellt. Doch wir als Menschen sind oft weit von dem entfernt, was uns ausmacht oder ausmachen könnte. Und wir reißen vieles mit in unseren Abgrund- auch in bester Absicht oft die Hunde.
Wir als Menschen haben uns lange Zeit darauf konzentriert, die Hunde zu dressieren und sie zu unserem Ebenbild der Verkorkstheit zu machen- oder wie Maja Nowak es ausdrückt: Wir haben „aus einem kleinen, krummen Zweiglein mit vielen Knospen einen glatten Mikadostab“ gemacht.
Maike Maja Nowak zeigt auf, wie wir alle zusammen da wieder heraus kommen können, wenn wir uns trauen, zu vertrauen. Es ist ein Buch darüber, wie wir wieder echt werden können.
An dieser Stelle zeigt das Buch über sich selbst hinaus, denn der Zustand der Welt hat damit zu tun, dass die meisten von uns nicht echt sind. Wir selbst sind dressiert, haltlos und halten die falschen Dinge für wichtig. Wir laufen manchen Menschen hinterher, wir glauben den Versprechungen der Werbebotschaften , wir hängen wie Zombies über unseren Smartphones, wir wissen selbst nicht mehr, was gut und richtig ist und sind darauf angewiesen, dass andere es für uns tun oder vielleicht wissen.
Weil diese Dressur an uns selbst so früh einsetzt, halten wir sie für unser Ich und die Methode für richtig. Und wir lassen sie auch auf unsere Hunde los.
Wir stehen tief in deren Schuld, denn sie sind uns dennoch zugetan. Weil es in ihrer Natur liegt, verbiegen sie sich uns zuliebe- sie können nicht anders.
Ich habe im vergangenen Sommer bei Maike Maja Nowak auf dem Hundeplatz einige Male sehen können, welcher Ruck der Erleichterung durch einen Hund gehen kann, wenn er als die Persönlichkeit erkannt wird, die er ist und dann auch zum ersten Mal wieder er selbst sein kann. Das war berührend, schockierend und beschämend zugleich.
Die Hunde haben ein großes Geschenk für uns- sie können uns wieder zurück zu uns selbst, zu unserem Potential, unserer Mitte, zu der Stärke darin und in die Wahrhaftigkeit bringen. Damit ist nicht gemeint, dass sie die Löcher in unseren Herzen stopfen sollen, denn das können nur wir selbst tun, niemand sonst.
Wir müssen dieses Geschenk nur annehmen und wahrnehmen und nicht stattdessen versuchen, den Hund zu etwas zu machen, was uns in unserer „Verrückt-heit“ vertrauter oder richtiger erscheint.
Was ich auch aus dem Buch ziehe, ist dieses:
Wir Menschen sind beständig dabei, die Rettung für uns im Außen zu suchen, doch das kann nicht gelingen, weil die Richtung grundsätzlich falsch ist. Die Rettung für uns und unsere verzweifelte und hungrige Seele steckt allein in uns selbst. Nicht im neuesten iPhone, im größeren Auto, geilerem Urlaub, buschigerem Hippster-Bart oder in der noch traurigeren Geschichte eines Hundes aus einem der zahllosen Tierasyle.
Versteht mich nicht falsch: es ist richtig, die Hunde daraus zu retten, doch es sollte aus echten Gründen geschehen, die auch wirklich den Hund meinen. Es geht nicht um den Hund, wenn man seine traurige Geschichte wie ein Schild vor sich her zu trägt, um sich dann das eingefahrene Mitleid daraus heimlich in die Tasche zu stecken und als Pflaster auf die eigene Herzenswunde zu kleben. Darunter schwelt die ursprüngliche Wunde weiter und das kann auch der Hund nicht reparieren.
Zu einem Leben mit Hund gehört, ihn in seiner Kompetenz und seinen Ressourcen anzuerkennen und ihm darin mit Vertrauen zu begegnen.
Der Hund ist der beste Freund des Menschen, aber wir sollten endlich damit beginnen, uns dieser Freundschaft würdig zu erweisen, indem wir an dem Hund nicht herum erziehen und ihn gleichförmig dressieren.
Das bedeutet nicht, dass wir ihn einfach alles machen lassen, denn wir sind dafür verantwortlich, dass er heil durch die Menschenwelt kommt, aber es bedeutet eben auch nicht, aus ihm einen Gehorsamsautomat zu machen, nur weil es für uns bequemer ist oder alle es so erwarten (empfohlenes Kapitel dazu: „Coming-Out eines Hundehalters“).
Ich habe in diesem Buch auch gelernt, dass Lernen und Verarbeiten Zeit und Geduld brauchen, bei Mensch und Hund- und mir heimlich geschworen, nicht mehr an Phönix herumzuziehen, wenn er endlos bummeln will. Und ich will unterscheiden lernen, wann er meine eigene Kompetenz als Führungskraft damit testet und wann auf dem Weg wirklich Gespenster wohnen, man also dort tatsächlich nicht entlang gehen kann. Dann vertraue ich mich seiner Warnung an.
Es braucht Zeit, um das lernen. Und Fehler sind erlaubt, denn nur aus denen kann man lernen.
Wir sind grundsätzlich – wie es im Untertitel des Buches heißt- vollkommen, aber eben nicht perfekt. Und das ist auch gut so, denn wenn man sich auf einem unverrückbaren Expertentum ausruht, bewegt man sich nicht mehr, wiederholt sich lediglich und wird auf Dauer erstarren. So ist das Leben nicht.
Und last but not least: dieses Buch ist wunderbar geschrieben und lädt ein zu einer literarischen Reise.
Ich hatte es innerhalb von zwei Tagen durchgelesen, weil es packend und berührend zugleich ist. Ich werde es gleich noch einmal lesen.
Auf der Verlagswebseite gibt es eine Leseprobe, die ich hier verlinke.
Kaufen könnt Ihr es bitte bei dem/der Buchhändlerin Eures Vertrauens in Eurem Ort und zur Not bei amazon.
Lektoriert wurde das Buch übrigens von Karen-Susan Fessel, die einige von Euch sicher auch als Autorin zahlreicher Bücher kennen.
€ 19,99 [D]
€ 20,60 [A] | CHF 26,90*
(* empf. VK-Preis)
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-442-39265-0
Hier ist ein noch ein sehr eindringliches Video darüber, wie Maja Nowak an den eigenen Hunden den Unterschied zwischen kompetenter Gemeinschaft und „normaler“ Dressur aufzeigt. Erst lernen wir die Gemeinschaft in ihren Kompetenzen kennen und dann dressiert Maja sie mit Leckerlies zu einem „Sitz“ und „Bleib“. Seht euch den Ausdruck in den Augen an, spürt den Unterschied zwischen „krummen Zweiglein und Mikadostab“.
… ich lese dieses Buch gerade und bin tief beeindruckt. Bereits nach den ersten 50 Seiten hatte ich das „Gefühl“ Maike Maja Nowak schreibt über mich und meine „Gefährten“. Und nachdem vor einigen Wochen ein kleiner Welpe unser Rudel vervollständigt, werden wir gemeinsam neue Wege gehen. Nicole & Neo & Yuma
… ich lese dieses Buch gerade und bin tief beeindruckt. Bereits nach den ersten 50 Seiten hatte ich das „Gefühl“ Maike Maja Nowak schreibt über mich und meine „Gefährten“. Und nachdem vor einigen Wochen ein kleiner Welpe unser Rudel vervollständigt, werden wir gemeinsam neue Wege gehen. Nicole & Neo & Yuma